Guten Abend,
die Corona-Infektionszahlen steigen in letzter Zeit wieder rasant an und damit einher geht die schrittweise Verschärfung der Maßnahmen. Immer mehr Gebiete schränken die Freiheitsrechte weiter ein, wieder größer wird das Risiko, dass ein weitgehender Lockdown beschlossen wird. Ob diese Einschränkungen sinnvoll sind und tatsächlich mehr gutes oder schlechtes bewirken, darüber kann man streiten (unten mehr). Für die Börsen stellt die aktuelle Situation auf jeden Fall wieder ein großes Risiko dar.
So mussten die Leitindizes in der vergangenen Woche deutlich Federn lassen, tendenziell ist, gleichzeitig mit der sich weiter zuspitzenden Lage bzw. vor allem auch deren Beschreibung in den Medien, mit weiter fallenden oder seitwärtslaufenden Kursen zu rechnen. Beim Blick in die Charts zeigt sich deutlich, wie sich der im März begonnene Aufwärtsimpuls abschwächt und eher wieder nach unten neigt.
Diese persönliche Erwartung deckt sich nicht mit vielen Strategien. Beispielsweise gehen die Psychologie-Systeme von autonomes-trading gerade jetzt erst long. Es wird also spannend, wer Recht behält. Aber es geht auch nicht um einzelne Wochen, sondern darum, wie die langfristige Performance aussieht.
Auch die meisten anderen langfristigen Strategien, z.B. die Profi-Strategien bleiben weiter investiert, da sie eher langfristig ausgelegt sind. Wir wissen nicht, wie sich die Kurse kurzfristig weiter entwickeln; das beste was wir haben, sind Strategien, deren Ansätze an der Vergangenheit erprobt sind. Mit diesen die Ein- und Ausstiegspunkte zu finden ist langfristig gesehen erfolgreich, aber natürlich kein Garant dafür, immer richtig zu liegen.
Aktive Wochen-Strategien
Hier finden Sie die aktuellen Signale zu den kostenfreien regelbasierten Börsenstrategien:
- 200-Tage-Strategie (40-Wochen-Strategie) bleibt weiter positiv – 100% DAX-ETF.
- Investodoc-Trendbarometer ist weiterhin auf „rot“.
- Die 16-Wochen-Strategie von Gebert ist weiter zu 100% in einen ETF auf den REX, den deutschen Rentenindex investiert.
- Psychologie-Systeme von autonomes-trading.de: Nun werden auch Dax und Nasdaq wieder gekauft, so dass alle vier Teilsysteme investiert sind.
- Bitcoin-Trendfolge-Strategie auf Wochenbasis: Die Strategie bleibt weiter in einen Bitcoin-ETN investiert – die Position liegt deutlich im Plus.
Sind die Corona-Maßnahmen übertrieben?
An dieser Stelle seien ein paar Fakten genannt, um die aktuelle Lage etwas einzuordnen. In den letzten drei Wochen gab es durchschnittlich 6188 Neuinfizierte täglich aber nur 28 Todesfälle täglich, das entspricht einer Rate von 0,45%. Die Rate kann noch etwas steigen, wenn man eine zeitliche Verschiebung von Testzeitpunkt und Todeszeitpunkt berücksichtigt, liegt aber klar unter 1%. Die Dunkelziffer, also die nicht erkannten Corona-Infektionen, können die Letalitätsrate noch weiter senken. Je nach Studie geht man davon aus, dass die tatsächliche Menge der Infizierten 4-20 Mal höher ist, als die gemeldeten Fälle – aktuell, wo in Deutschland recht viel getestet wird, wahrscheinlich eher im unteren Bereich der Spanne. Nähme man den Faktor 4 an, bei einer Letalität nach offiziellen Zahlen von derzeit etwa 0,8% (bei Berücksichtigung der zeitlichen Verschiebung), läge die echte Letalität nur 0,2%. Die Hochrechnung der Heinsberg-Studie kam auf eine Letalität von 0,37%.
Zum Vergleich: Eine normale Grippe hat eine Letalität von 0,1-0,2% (und da gibt es bereits eine Impfung, was bedeutet, die vermutlich besonders Risikopatienten vor einer Infektion schützt). Das bedeutet, zwar ist Corona wohl etwas schlimmer als Influenza, aber nur etwa um das Doppelte. Die Frage ist, ob eine Epidemie, die zwar etwas schlimmer als eine normale Influenza-Epidemie ist, aber sich doch in einem ähnlichen Bereich bewegt, rechtfertigt, dass Maßnahmen und Einschränkungen gelten, die so weit gehen wie derzeit, Einschränkungen, wie sie es seit der letzten Diktatur in Deutschland nicht mehr gab?
Die Angst war anfangs gerechtfertigt, wo das Virus neu war, man noch nicht wusste, wie schlimm es ist, wo man all die Schreckensmeldungen aus verschiedenen Ländern sah – insbesondere aus Italien. Aber inzwischen, nach so viel Forschung, nachdem man genauer weiß, wie die Krankheit zu behandeln ist, wie man sich schützen kann, wer besonders gefährdet ist, und wer nicht – könnte man nicht allmählich zu einem entspannterem Umgang mit dem Virus übergehen? Dass immer mehr Landkreise in den roten Bereich rutschen, bedeutet nur, dass eine Zahl überschritten wird, nicht dass tatsächlich gerade ein Notstand herrscht. 50 Neuinfektionen pro 100000 Einwohner in einer Woche – das wäre nichts bei einer Influenza-Welle. Die Krankenhäuser sind nicht überlastet und wir sind auch weit davon entfernt. Allmählich sollte man darüber diskutieren, was der tatsächliche Nutzen der Maßnahmen sind, und wie groß im Vergleich dazu der Schaden ist, und ob der Nutzen den Schaden tatsächlich aufwiegt.
Sehr schöner nüchterner Kommentar. ??