Der Physiker Thomas Gebert, schon bekannt durch den Gebert-Indikator, durch den im Durchschnitt Renditen bis zu 15% p.a. möglich sind, hat eine weitere interessante Strategie veröffentlicht: Die 16-Wochen-Strategie. In seinem Buch „Was zu tun ist, wenn es soweit ist“ zeigt er, dass es im Dax eine Marktanomalie gibt, die einem Zyklus von 16 Wochen folgt.
In der Rückrechnung des wichtigsten deutschen Aktienindex ist zu sehen, dass mit großer Regelmäßigkeit alle 16 Wochen eine Phase mit einem besonders starkem Kursanstieg auftritt. Darüber hinaus hat er auch Wochen mit unterdurchschnittlicher Kursentwicklung identifizieren können.
Mehr Rendite bei geringerem Risiko
Diese Regelmäßigkeit lässt sich nutzen, um eine Handelsstrategie aufzubauen, die in einem festen Rhythmus immer nur für drei Wochen in einen Dax-ETF investiert und anschließend neun Wochen an der Seitenlinie verbleibt bzw. stattdessen das Geld in deutsche Staatsanleihen umschichtet.
Durchschnittlich war man also nur weniger als ein Fünftel der Zeit in Aktien investiert, konnte aber dafür eine höhere Rendite im Vergleich zum Dax erwirtschaften! Das Beste aber wurde noch gar nicht erwähnt: Auch das Risiko ist extrem gesunken!
Wie sieht der 16-Wochen-Zyklus aus?
Konkret stellte Gebert fest, dass innerhalb eines 16-Wochen-Zyklus die Wochen 8, 11 und 16 im Durchschnitt besonders schwach waren, die Wochen 13-15 dagegen sehr stark. Eine Strategie könnte nun von den starken Wochen durch einen Dax-ETF und von den schwachen Wochen über einen Short-Dax-ETF profitieren. Tatsächlich lohnt sich das Short-Investment aber weniger, da zum einen die Transaktionskosten dadurch sehr hoch werden, zum anderen aber das Risiko wieder ansteigt. Es genügt völlig, nur in den Wochen 13-15 investiert zu sein.
Backtest seit 1980
Die Zurückrechnung seit 1980 zeigt eine durchschnittliche jährliche Rendite von gut 7,16%. das ist zwar noch leicht schlechter als der Dax mit 8,6% im gleichen Zeitraum, dafür sank aber der maximale Drawdown von -70% auf -17%! Auch Transaktionskosten bzw. Spreads sind natürlich nicht zu unterschätzen: Hier kann je nach Kondition nochmal einiges wegkommen. Wir kalkulieren hier mit 0,1% pro Trade, womit die Rendite auf 6,5% bei 18% Drawdown sinkt.
Doch es geht noch besser: Schließlich kann man mit dem Geld auch in der neun-wöchigen Pause etwas anfangen! Einfachste Möglichkeit wäre, die jeweiligen Tagesgeldzinsen bzw. den EONIA-Zins zu kalkulieren, wie es bei Robovisor geschieht. Doch deutlich lukrativer war in der Vergangenheit das Investment in deutsche Staatsanleihen. Diese sind über den REX Performance Index zugänglich.
Mithilfe dieser kombinierten 16-Wochen-Strategie sind nach der Rückrechnung 11,4% Rendite p.a. bei gerade Mal -15% maximalem Rückgang möglich – Transaktionskosten bereits eingerechnet. Damit lässt die Strategie den Dax deutlich hinter sich. Andere professionelle Börsenstrategien mit ETFs oder Aktien schaffen allerdings noch höhere Renditen, beispielsweise die Multi-ETF-Strategie.
Probleme
Das einzige Problem an der Strategie: Keiner weiß, warum das so ist! Warum gibt es diese Anomalie in den Kursen? Warum sollte ausgerechnet 16 Wochen eine Erhöhung stattfinden? Was ist wenn diese Regeln zwar in der Vergangenheit funktioniert haben, aber in der Zukunft die Märkte völlig anders reagieren?
Die gute Nachricht ist immerhin, dass der 16-Wochen-Zyklus auch seit Geberts Entdeckung 2015/2016 noch weitgehend intakt ist (Stand 03/2020) – aber eine Garantie gibt es nicht. Aus diesem Grund würden wir nie ausschließlich nach dieser Strategie handeln, sondern sie höchstens als spekulative Beimischung zu anderen Strategien verwenden. Gebert selbst sagt dazu:
Ich habe sie [die Strategie] schon in meinem Buch „Was zu tun ist, wenn es soweit ist“ im Jahr 2016 beschrieben. Und sie hat 2018 immer noch funktioniert. Ob sie 2019 auch so gut funktioniert, kann ich nicht sagen. Aber, und das ist das Wichtigste, es ist nicht schlimm, wenn sie in diesem Jahr nicht funktioniert. Der statistische Erwartungswert dieser Strategie bei einer zufälligen Verteilung der Kursbewegungen ist plus minus Null.
Thomas Gebert, 03.01.2019 in Der Aktionär
Wann beginnen die starken Wochen?
An anderen Orten (Gebert-Brief, robovisor) muss man viel Geld zahlen, um zu erfahren, wann nun nach der 16-Wochen-Strategie ein Dax-ETF gekauft und wieder verkauft wird. Wir veröffentlichen die Signale hier kostenlos in den Signal-Updates nach eigener Berechnung. Zudem sagt Gebert in diesem Artikel im Aktionär selbst, wann wieder die Long-Wochen beginnen. Daraus lässt sich auch der aktuelle Einstieg berechnen.
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